1935-1945: Gestohlene Heimat, verstummte Musik
Berufsverbote, Vertreibung, Deportationen und Mord an jüdischen Musiker*innen und Komponist*innen – damit schreiben die Nationalsozialisten auch die Musik- und Kunstgeschichte des 20. Jahrhunderts um. Unzählige Künstler*innen verlieren ihre Rechte, ihre Heimat, und ihr Leben.
An der Hochschule für Musik ist der damalige Rektor Walter Braunfels der erste von Vielen, die ihrer Ämter enthoben und deren Werke verboten werden.
Der Tscheche Erwin Schulhoff, damals einer der bekanntesten Komponisten seiner Generation, studiert Klavier und Komposition in Köln. Seine Musik verkörpert wie kaum eine andere die kraftvolle Dynamik, mit der sich in der Moderne des frühen 20. Jahrhunderts Traditionen mit bisher unbekannten Genres und Freiheiten zu neuen Ausdrucksmöglichkeiten verbinden. Seine „Fünf Stücke für Streichquartett“ sind eine freche Musik am Puls der Zeit, tänzerische Miniaturen und mehrdeutige Charakterstücke zugleich. Freunde und Kollegen beschreiben Schulhoff als hochbegabten Draufgänger mit enormer Schaffenslust.
Die Nazis setzen dem ein jähes Ende: Im Sommer 1941 wird Erwin Schulhoff in das Lager auf der Wülzburg deportiert, ein Jahr später stirbt er dort an Tuberkulose.
Kurz vor der Befreiung wird Gideon Klein, ebenfalls Tscheche, im Alter von 25 Jahren in Auschwitz erschossen. Nur wenige Tage vor seiner Deportation nach Auschwitz schreibt er im Theresienstädter Ghetto sein Streichtrio, in dem er mit einem Variationsthema an die mährische Heimat erinnert. Arnold Schönberg und Kurt Weill entkommen aus Europa rechtzeitig ins amerikanische Exil und kehren nicht zurück. Ihre Werke stehen in diesem Programm im Dialog mit Liedern von Josef Suk, Carl Loewe, Joachim Raff, George Gershwin und Hanns Eisler verbunden durch das zentrale Thema „Heimat“. Sie schimmert durch alle Werke, sei es als unbewusste Erinnerung, als spielerischer Subtext, als schmerzliche Abwesenheit oder als explizites Plädoyer für Menschlichkeit – wie in Schönbergs Ode an Napoleon.
IDEE UND KÜNSTLERISCHE LEITUNG Prof. Michael Borgstede
Erwin Schulhoff Fünf Stücke für Streichquartett
Studierende der Gesangsklassen
Anh Trung Sam - Stefan Irmer - Klavier
Mundus Quartett: Ming-Chun Teng, Noori Nah, Aiden Sullivan, Simon Wangen
Josef Suk Slawische Volkslieder, Op. 15 für Frauenstimmen und Klavier zu vier Händen
Gideon Klein Streichtrio
Prof. Ariadne Daskalakis – Violine
Prof. David Quiggle - Viola
Simon Wangen - Violoncello
PAUSE
Carl Loewe Die Heinzelmännchen von Köln, Op. 83
Ferdinand Krumbügel - Bariton
Anh Trung Sam - Klavier
Joachim Raff Die Loreley, Op. 98 Nr. 26
Yewon Lee - Sopran
Anh Trung Sam - Klavier
George Gershwin Lorelei
Kurt Weill Song of The Rhineland
Lana Westendorf - Sopran
Stefan Irmer - Klavier
Hanns Eisler Auswahl aus dem Hollywooder Liederbuch
Valerie Haunz – Sopran
Sofi Simenoidis - Klavier
Arnold Schönberg Ode an Napoleon, Op. 42
Prof. Ariadne Daskalakis - Violine
Giulia Barbero - Violine
Simon Wangen - Violoncello
Prof. Jonas Ahonen - Klavier
Prof. David Quiggle - Sprecherher
Datum |
Dienstag,
18.02.2025
19:30 Uhr |
---|---|
Ort |
Konzertsaal
Unter Krahnenbäumen 87 50668 Köln |
Eintritt |
6,— €
Karten an der Abendkasse und online bei kölnticket (empfohlen). Hochschulangehörige und Fördervereinsmitglieder haben bei vorheriger Reservierung unter reservierungen@hfmt-koeln.de freien Eintritt. |