Zeitgenössischer Tanz arbeitet heute in vielgestaltigen Settings und Formaten. Künstlerische Prozesse und Produktionsweisen verfahren oftmals experimentell, interdisziplinär und spartenübergreifend. Bestehende Körperbilder, Wertschöpfungsökonomien oder Formen des Zusammenlebens werden hinterfragt. Unerwartete Allianzen und neue Diskurse, Praxis- und Wissensfelder entstehen. Die Berufsfelder verändern sich: Tänzer*innen werden als Mit-Autor*innen in den choreographischen Prozess einbezogen. Tanzvermittler*innen erforschen die Bedingungen eines Transfers von Körperwissen und Strategien zur Stärkung von Zugänglichkeit und Teilhabe. Tanzwissenschaftler*innen untersuchen, wie etwa die Gesten politischen Protests in verschiedenen Zeiten und Gesellschaftssystemen bestehende Machtstrukturen unterwandern.
Tanz, Tanzvermittlung und Tanzwissenschaft im Wandel
Im Feld des Zeitgenössischen Tanzes kommen neben tänzerischen Fertigkeiten auch Kenntnisse und Know-How choreographischer und dramaturgischer Arbeitsweisen zur Anwendung. Vor diesem Hintergrund setzen sich Tänzer*innen künstlerisch forschend mit ihren Praktiken auseinander und bringen die Theorie in den Dialog. Der Aktionsradius von Tanzvermittler*innen hat sich auf alle gesellschaftlichen Felder erweitert, in denen es darum geht, Menschen in ästhetisches, kreatives Handeln mit, durch und von Bewegung ausgehend mithilfe körperbezogener und künstlerischer Verfahrensweisen zu begleiten. Tanzwissenschaftler*innen bringen körperlich-künstlerische Perspektiven mit wissenschaftlichen Forschungsmethoden in einen Dialog, der die Grenzziehung zwischen ‚Theorie‘ und ‚Praxis‘ herausfordert und sich verstärkt auch auf Phänomene der Populärkultur und des sozialen Lebens richtet.